Der Bundeskongress der Grünen Jugend war für uns wie ein kleines Abenteuer. Man wusste noch nicht so genau, was einen erwartet, man freute sich deshalb umso mehr.

Mit dem Zug und reichlich Verspätung im Gepäck kamen wir am Freitag an und haben uns erstmal in der Waldorf-Schule in Dortmund zurecht gefunden. Antragslisten und Stimmkarten besorgen sowie einen Schlafplatz in der nahegelegenen Turnhalle bunkern waren die ersten Herausforderungen. Abends fanden dann die World-Cafés statt: Jamila Schäfer und Moritz Heuberger berichteten uns von ihren Erfahrungen und Eindrücken am Rande der Sondierungs-Verhandlungen in Berlin.

Samstags fanden am Vormittag die Workshops der verschiedenen Fachforen statt. Man musste sich bei all den interessanten Themen für eines mit einem externen Referenten entscheiden – gar nicht so leicht. Am Nachmittag ging es dann im Plenum weiter: Personen stellten sich zur Wahl für Ämter, streng quotierte Redeanträge wurden vorgetragen, Anträge wurden eingebracht, Änderungsanträge wurden angemeldet, Forderungen nach Nichtbefassung vom Thema kund getan – manchmal waren wir echt verwirrt um was es jetzt eigentlich ging. Aber schnell fanden wir uns im Sitzungs-Jungle zurecht und haben gelernt, wie man mit Stimmkarten und nummerierten Wahlzetteln korrekt umgeht. „War das korrekt „gegendert“ oder müsste das nicht anders heißen?“, „Wer ist FIT und welche Sportarten machen denn nun fit?“ und „Darf ich als Cis-Mann hierzu Stellung beziehen?“ waren für uns Fragen, die uns am Wochenende häufiger beschäftigten, als wir erwartet hatten. Darüber hinaus wurde uns eine wichtige Politik-Lektion zuteil: Plenarsitzungen dauern immer länger, als sie veranschlagt sind. Um 0:00 wurde der letzte Antrag abgestimmt und müde Gesichter begaben sich zum Abendprogramm: In einer Tanzschule in der Nähe wurde die Tanzfläche eröffnet und die Buko-Party war in vollem Gange. Ein bisschen spät? Vielleicht, aber zum Glück war in dieser Nacht die Zeitumstellung – eine Stunde mehr Party.

Teils etwas geplagt vom Weckruf um 8 Uhr begann für uns der letzte Tag auf dem BuKo. Am Vormittag wurden die neuen Koordinator*innen der Fachforen gewählt. Im Anschluss berichtete uns Agnieszka Brugger „hautnah“ aus den Sondierungsverhandlungen und zeigte uns auf, welche Hürden und Chancen „Jamaika“ birgt. Danach ging dann die reguläre Plenarsitzung weiter: Mit teils sehr kontroversen Themen, die lautstark bestärkt oder entkräftet wurden, begann und endete der letzte Tag in Dortmund. Im Gepäck mit hunderten Erinnerungen und Eindrücken kamen wir trotz des Sturms wieder gut in Freiburg an.

Was bleibt?

Es bleibt die Faszination der politischen Kontroverse. Die Argumente und Überzeugungen, die wir am Wochenende erleben durften, waren so bunt wie eine Glyphosat-freie Sommerwiese – einerseits fand man sich oft im Gegenüber wieder, andererseits konnte man manchmal auch nur noch innerlich den Kopf schütteln. Diese Vielfalt des politischen Diskurses macht eine starke Demokratie aus und die Grüne Jugend ist so bunt, dass sie einen starken Beitrag zum demokratischen Bewusstsein beiträgt. Man kann vielfältige Meinungen haben, aber man muss mit diesen dem Dialog beitreten und auch mal streiten. Und wenn man dann auf eine gemeinsame Linie kommt, dann ist das gelebte Demokratie.

Und diese gelebte Demokratie gibt Hoffnung. Hoffnung, dass sich das Land und die Gesellschaft wandeln können und im Wandel sind. In gewisser Weise wird auf dem BuKo eine Utopie gelebt: Es spielt keine Rolle wie du aussiehst, wo du herkommst oder welches Geschlecht du hast – alle sind ein gleichwertiger Bestandteil eines großen Miteinander, das sich respektiert und Rücksicht aufeinander nimmt. Diese Form des Miteinander funktioniert auf dem Bundeskongress, wieso sollte sie so nicht auch das ganze Land verändern. Nur die Veränderung braucht jemanden, der sie anpackt! Deshalb #AufbruchWagen!