Manch eine*r mag sich fragen was für ein Sinn dahintersteckt, diese modrigen Äste und Baumstämme im Wald rumliegen zu lassen, die einen nur zum Stolpern bringen, auf der Mouintainbike-Strecke nerven und nur von Pilzen, Würmern oder weiß der Kuckuck was für andere Viecher geplagt sind. 

Totholz ist aber viel mehr als das, man könnte sagen, es sei in etwa wie die Tür zu Narnia, einer anderen Welt die, wie die meisten anderen ökologischen Räume in der Natur oft den ungeduldigen, nur nach schnellem Profit suchenden Augen der Menschen und Wirtschaft entgehen. Totholz ist für ein Viertel aller Waldarten überlebensnotwendig, wobei es sich meistens um bedrohte Arten handelt. Wiederum ernähren sich viele weitere Waldarten von dem Leben, dass sich auf den scheinbar wertlosen, abgestorbenen Baumstämmen entwickelt. Auch das Leben unseres Spechts ist vom Totholz abhängig, da er darin seine Höhlen baut die wiederum von Hohltauben, Käuze, Dohlen, Siebenschläfern, Fledermäusen… genutzt werden.

Das Schicksal der Amphibien wäre ohne Totholz ein düsteres, denn wo sonst könnten sie sich sonnen und den kalten Winter verbringen? Auch die Kleintiere in Gewässern wären aufgeschmissen, denn in Seen und Fließgewässern erhöht Totholz ihre Artenvielfalt und nützt zudem den Fischen, die zwischen den Ästen Deckung und Laichplätze finden.  

Der Schwarzwald wäre ein anderer, wenn Totholz mehr geschätzt würde, denn er spielt eine wichtige Rolle bei der Waldverjüngung in feuchten, hochstaudenreichen Gebirgswäldern, wo teilweise mehr als die Hälfte aller Fichten auf Moderholz wächst. Auch im direkten Kampf gegen die Erderwärmung spielt Totholz eine Rolle, denn es speichert Kohlenstoff und Wasser und hat somit einen wichtigen Puffereffekt für die Auswirkungen der Klimakrise.

Im Endeffekt ist Totholz ein eigenes Ökosystem, ein eigenes Mikroklima, eine eigene Welt die Wärme, Feuchtigkeit und Schutz für viele Arten bietet und auch im Schwarzwald geschätzt werden muss. Im Gegenzug zu dem, was Totholz uns und dem Schwarzwald an Biodiversität schenkt, erwartet es nur wenig: eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder, die dem Holz einfach mal die Möglichkeit gibt, in Ruhe liegen zu bleiben

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